Prozessoptimierung & Automation mit einem Warenwirtschaftssystem

Die wachsende Vernetzung und Dynamik der Wirtschaft zwingen Handelsunternehmen, ihre Abläufe effizienter zu gestalten.

Kunden erwarten schnelle Lieferzeiten, reibungslose Bestellabläufe und eine fehlerfreie Abwicklung. Gleichzeitig wächst die Produktvielfalt und steigt die Komplexität in der Logistik.

Die Lösung für dieses Problem ist eine gezielte Prozessoptimierung. Mit einem modernen Warenwirtschaftssystem können Unternehmen Abläufe automatisieren und beschleunigen. Die Vorteile: mehr Effizienz und Transparenz, weniger Fehler.

Dieser Ratgeber geht darauf ein,

  • warum Automatisierung in der Warenwirtschaft so wichtig ist,
  • welche Potenziale sie bietet und
  • worauf bei der Umsetzung mit einem Warenwirtschaftssystem zu achten ist.
Benutzeroberfläche der JTL-Wawi Warenwirtschaft

Was bedeutet Prozessoptimierung?

Als Prozessoptimierung bezeichnet man die systematische Analyse und Verbesserung von Abläufen in einem Unternehmen. Ziel ist es, Ressourcen optimal zu nutzen, Fehlerquellen zu reduzieren und Prozesse so zu gestalten, dass sie schneller, transparenter und kosteneffizienter ablaufen.

Warum ist Prozessoptimierung in der Warenwirtschaft so wichtig?

Bereits vor 50 Jahren waren gut organisierte Abläufe wichtig im Handel. Aber durch Digitalisierung und Globalisierung steigen die Anforderungen: Kunden erwarten nicht nur kurze Lieferzeiten, sondern auch flexible Bestell- und Retourenprozesse. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerb durch internationale E-Commerce-Riesen und globale Marktplätze zu. Wer sich in diesem Umfeld behaupten will, muss effizient arbeiten und Kosten senken, ohne die Servicequalität zu beeinträchtigen.

Eine systematische Prozessoptimierung mit einem Warenwirtschaftssystem bietet in diesem Zusammenhang folgende Vorteile:

Effizienz und Skalierbarkeit

Abläufe werden schlanker, schneller und zuverlässiger. Automatisierte Workflows verbessern die Planbarkeit und senken den Zeitaufwand für wiederkehrende Aufgaben. Gleichzeitig ermöglicht eine optimierte Warenwirtschaft eine bessere Nutzung von Lagerkapazitäten sowie eine präzise Bestandsverwaltung.

Fehlerminimierung durch digitale Prozesse

Manuelle Prozesse sind fehleranfällig: Falsch erfasste Bestände, doppelte Buchungen oder Verzögerungen in der Auftragsbearbeitung können hohe Folgekosten verursachen. Automatisierte Bestellvorschläge, Echtzeit-Bestandsaktualisierungen und standardisierte Workflows schaffen Transparenz und verhindern Engpässe oder Überbestände.

Grundlage für datengetriebene Entscheidungen

Moderne Warenwirtschaftssysteme liefern wertvolle Echtzeit-Daten zu Beständen, Lieferzeiten und Umsätzen. Unternehmen erhalten eine fundierte Entscheidungsgrundlage, um Lagerbestände anzupassen, Nachbestellungen zu planen oder saisonale Schwankungen besser vorherzusehen.

Tipp

Je besser automatische Workflows auf eigene Bedürfnisse und Prozesse abgestimmt sind, desto mehr Vorteile entfalten sie. Oft lassen sich Standard-Handlungsketten Schritt für Schritt verfeinern.

Wie automatisierte Workflows für mehr Effizienz sorgen

Abläufe in der Warenwirtschaft sind oft miteinander verknüpft – jeder Schritt löst den nächsten aus. So entstehen zusammenhängende Handlungsketten.

Die genaue Abfolge einer solchen Handlungskette hängt von ihren Gliedern ab. In unserem Beispiel ändert sie sich, wenn der bestellte Artikel nicht auf Lager ist.

Ein gutes Warenwirtschafts- beziehungsweise ERP-System ermöglicht es, selbst komplexe Handlungsketten zu automatisieren, ohne die eigene Flexibilität einzuschränken. Dies wird durch digitale Workflows ermöglicht.

Wie funktionieren digitale Workflows?

Um automatische Workflows in Warenwirtschaftssystemen einzurichten, legen Nutzer Auslöser und Handlungen fest. So können sie komplette Handlungsketten definieren. Wie genau dieser Prozess abläuft, hängt von der Software ab.

Digitale Workflows für Bestell- und Lagerprozesse: Beispiele

Je nach Warenwirtschaftssystem können Nutzer die unterschiedlichsten Workflows definieren.

Einige Beispiele:

Bestandsüberwachung & Nachbestellung

  1. Der Lagerbestand eines Artikels unterschreitet einen definierten Mindestwert.
  2. Das Warenwirtschaftssystem erstellt automatisch eine Bestellvorschlagsliste.
  3. Nach Freigabe durch den Einkauf wird die Bestellung an den Lieferanten übermittelt.
  4. Das System erfasst den Wareneingang und aktualisiert die Bestände.

Auftragsbearbeitung & Versand

  1. Ein Kunde gibt eine Bestellung im Online-Shop oder über einen Vertriebskanal auf.
  2. Das System überprüft die Lagerverfügbarkeit.
  3. Die Bestellung wird im Lager kommissioniert und für den Versand vorbereitet.
  4. Ein Versandetikett wird generiert und die Sendung wird an den Paketdienstleister übergeben.
  5. Der Kunde erhält eine automatische Versandbenachrichtigung mit Tracking-Informationen.

Retourenmanagement

  1. Ein Kunde meldet eine Retoure über das Onlineportal oder den Kundenservice an.
  2. Das Warenwirtschaftssystem erstellt automatisch ein Rücksendeetikett.
  3. Nach Wareneingang im Lager wird der Zustand der Ware geprüft.
  4. Das System löst je nach Zustand eine Rückerstattung, einen Umtausch oder eine Wiedereinlagerung aus.

Vorteile einer digitalen Prozessautomatisierung

Automatisierte Workflows haben viele Vorteile für die Prozessoptimierung in der Warenwirtschaft:

Fehlerminimierung durch klare Abläufe

Durch automatisch definierte Regeln und Prozesse entfallen Fehlerquellen. Weil das Warenwirtschaftssystem den Warenfluss in Echtzeit erfasst und aktualisiert, kommt es selten zu Überverkäufen oder Fehlbeständen. Außerdem sinkt das Risiko, dass Bestellungen falsch versandt werden oder dass es zu teuren Missverständnissen in der Finanzbuchhaltung kommt.

Beschleunigung von Prozessen

Digitale Workflows eliminieren unnötige Wartezeiten, indem sie Aufgaben auslösen, sobald eine vorherige abgeschlossen ist. Ein Beispiel dafür ist die Rechnungserstellung nach dem Warenausgang.

Bessere Abstimmung zwischen Abteilungen

Die Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen verläuft reibungslos. Ob im Einkauf, in der Lagerverwaltung oder im Versand – alle wissen, wann der nächste Schritt erfolgt.

Flexibilität trotz Automatisierung

Ein weit verbreitetes Missverständnis besteht darin, dass Automatisierung starre Prozesse erzeugt. Moderne Systeme bieten flexible Anpassungsmöglichkeiten. Unternehmen können Workflows auf ihre Anforderungen abstimmen, sodass genug Spielraum für Sonderfälle bleibt.

Ob Bestandsführung, Artikelverwaltung oder Steuerung der Supply Chain, mit einem modernen Warenwirtschaftssystem können Handelsunternehmen die unterschiedlichsten Prozesse zentral steuern. Einen Überblick über das große Potenzial von Warenwirtschaftssystemen gibt unsere Ratgeberseite:

Neue Potenziale durch KI und Machine Learning in der Warenwirtschaft

Zusätzliche Möglichkeiten für die Prozessoptimierung in der Warenwirtschaft eröffnen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML). Durch den Einsatz intelligenter Algorithmen können Unternehmen Prozesse automatisch optimieren und vorausschauend steuern.

Einige Beispiele:

1. Vorausschauende Analysen für Bestellmengen und Lagerbestand

Traditionell basiert die Lagerverwaltung auf Erfahrungswerten oder starren Nachbestellregeln. KI-Systeme gehen einen Schritt weiter: Sie analysieren historische Verkaufszahlen, saisonale Schwankungen und externe Faktoren wie Wetterdaten oder Markttrends, um präzise Bestellvorschläge zu generieren.

Statt pauschale Sicherheitsbestände festzulegen, berechnet Machine Learning kontinuierlich optimale Nachbestellmengen auf Basis aktueller Prognosen zur Nachfrage. Besonders in Branchen mit volatilen Absatzmärkten oder mit schnell wechselnden Trends bieten diese Methoden erhebliche Vorteile.

2. Automatisierte Anomalie-Erkennung zur Fehlervermeidung

KI erkennt Abweichungen von normalen Mustern, zum Beispiel:

  • ungewöhnliche Bestellmengen, etwa durch fehlerhafte Eingaben oder betrügerische Transaktionen,
  • Abweichungen im Lagerbestand oder
  • Versandprobleme.

So können Unternehmen frühzeitig auf Fehler, Betrug und Zwischenfälle reagieren. Die Prozesssicherheit steigt.

3. Chatbots und KI-gestützte Kundensupport-Prozesse

Neben der internen Prozessoptimierung unterstützt KI den Kundenservice. Chatbots und virtuelle Assistenten beantworten Standardanfragen zu Bestellungen, Lieferstatus oder Retouren rund um die Uhr – ohne Wartezeiten und unabhängig von Geschäftszeiten. Durch Analyse des Kaufverhaltens können intelligente Systeme sogar passende Zusatzprodukte oder alternative Artikel empfehlen.

Gut zu wissen

Moderne KI-gestützte Systeme sind lernfähig und verbessern ihre Antworten kontinuierlich. So wird auch der Kundenservice mit jeder Anfrage besser.

Entscheidend für die Prozessoptimierung: regelmäßige Analysen

Regelmäßige Erfolgsmessungen zeigen, ob Automatisierungen den gewünschten Effekt erzielen. Außerdem geben sie Hinweise auf Verbesserungspotenzial. Transparente Kennzahlen (KPIs), moderne Analysetools und ein kontinuierliches Monitoring sind dabei entscheidend.

Wichtige Kennzahlen (KPIs) für Analysen

In der Warenwirtschaft sind einige Kennzahlen besonders relevant:

Durchlaufzeiten

Misst die Geschwindigkeit, mit der Bestellungen, Wareneingänge oder Lagerbewegungen abgewickelt werden. Kürzere Durchlaufzeiten deuten auf eine effizientere Prozessgestaltung hin.

Fehlerraten

Erfasst die Häufigkeit von Fehllieferungen, Bestandsabweichungen oder Retouren aufgrund falscher Artikelzuordnung. Eine sinkende Fehlerquote spricht für eine verbesserte Prozessqualität.

Bestandsgenauigkeit

Zeigt, wie präzise die Lagerbestände im System mit den tatsächlichen physischen Beständen übereinstimmen. Eine hohe Genauigkeit reduziert das Risiko von Über- oder Unterbeständen.

Je nach Unternehmensstruktur können weitere KPIs wie Retourenquote, Lagerumschlagshäufigkeit oder Lieferzuverlässigkeit ebenfalls wichtig sein.

Tools für die Erfolgsmessung

Moderne Warenwirtschaftssysteme erfassen und visualisieren betriebliche Daten in Echtzeit und ermöglichen eine detaillierte Auswertung von Prozessveränderungen. Außerdem lassen sich Kennzahlen exportieren. Anpassbare Dashboards bieten einen klaren Überblick über Lagerbestände, Bestellstatus und andere wichtige Indikatoren.

Business-Intelligence-Software (BI) nutzt fortgeschrittene Analysemethoden, um langfristige Trends zu identifizieren und datenbasierte Entscheidungen zu unterstützen. KI-gestützte BI-Tools können Muster erkennen und Verbesserungspotenziale vorschlagen.

Die besten Ergebnisse erzielt eine Kombination beider Systeme. Entsprechende Erweiterungen und Schnittstellen verhindern, dass Unternehmen Daten exportieren und mit mehreren Tools arbeiten müssen. Alles läuft in einer Schaltzentrale zusammen.

Ausreichende Anbindungsmöglichkeiten sind eine wichtige Eigenschaft von Warenwirtschaftssystemen. Worauf es dabei genau ankommt, verraten wir auf unserer Ratgeberseite:

Kontinuierliche Verbesserung durch Monitoring

Um langfristige Effizienzgewinne zu erzielen, ist ein fortlaufendes Monitoring entscheidend. Dies bedeutet:

Regelmäßige Überprüfung der KPIs

Ein Vergleich mit historischen Daten zeigt, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden und wo noch Verbesserungspotenzial besteht.

Flexibles Anpassen von Workflows

Prozesse sollten nicht statisch bleiben, sondern kontinuierlich weiterentwickelt werden. Neue technologische Möglichkeiten oder veränderte Marktanforderungen erfordern regelmäßige Anpassungen.

Feedback aus der Praxis nutzen

Mitarbeitende, die täglich mit dem System arbeiten, liefern wertvolle Einblicke in mögliche Schwachstellen oder Optimierungsmöglichkeiten. Ein regelmäßiger Austausch hilft, Prozesse weiter zu verfeinern.

Best Practices & Tipps für eine erfolgreiche Prozessoptimierung

Reibungslose Prozesse in der Warenwirtschaft entstehen nicht über Nacht. Wichtig ist ein strukturierter Ansatz, der technologische und organisatorische Faktoren berücksichtigt. Die folgenden Best Practices helfen dabei, nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

Regelmäßige Analyse und Anpassung der Prozesse

Was heute gut funktioniert, kann morgen durch neue Marktanforderungen, technologische Entwicklungen oder interne Veränderungen an Relevanz verlieren. Deshalb ist eine kontinuierliche Analyse der bestehenden Abläufe entscheidend.

Das heißt:

Prozesskennzahlen regelmäßig überprüfen

Wichtige KPIs wie Durchlaufzeiten, Fehlerraten oder Lagerumschlagshäufigkeiten sollten in festgelegten Intervallen ausgewertet werden.

Engpässe und Schwachstellen identifizieren

Wo treten Verzögerungen auf? Welche Prozessschritte kosten unverhältnismäßig viel Zeit oder Ressourcen?

Mitarbeiterfeedback einholen

Praxisnahe Verbesserungsvorschläge kommen oft von denjenigen, die täglich mit den Prozessen arbeiten. Ein regelmäßiger Austausch mit den Teams aus Lager, Einkauf und Vertrieb ist daher essenziell.

Flexibel auf Marktveränderungen reagieren

Steigende Bestellvolumina, neue Vertriebskanäle oder sich verändernde Kundenanforderungen sollten in der Prozessoptimierung berücksichtigt werden.

Datenqualität sichern: Warum saubere Stammdaten entscheidend sind

Unvollständige oder veraltete Stammdaten führen zu Fehlern in der Bestandsführung, unnötigen Nachbestellungen oder falschen Lieferungen.

Verhindern lässt sich dies durch folgende Maßnahmen:

Zentrale Pflege von Artikel-, Lieferanten- und Kundendaten

Redundante oder widersprüchliche Datensätze sollten vermieden werden, um Fehler in Bestellungen oder Lagerbuchungen zu reduzieren.

Automatisierte Prüfmechanismen nutzen

Viele moderne Warenwirtschaftssysteme bieten Funktionen zur Dubletten-Erkennung oder zur Validierung von Bestandsdaten.

Datenbereinigungen durchführen

Artikelnummern, Bestandsmengen und Lieferanteninformationen sollten in festen Abständen geprüft und aktualisiert werden.

Automatisierung mit menschlicher Kontrolle kombinieren

Auch wenn Automatisierung viele Workflows effizienter macht, ersetzt sie die menschliche Entscheidungsfähigkeit nicht. Eine manuelle Kontrolle bleibt wichtig. Wir empfehlen, auch in automatischen Workflows Ausnahmefälle zu definieren, bei denen ein menschliches Eingreifen erforderlich ist. Dabei kann es sich zum Beispiel um ein außergewöhnliches Bestellvolumen handeln.

Außerdem sollten automatisierte Prozesse jederzeit überprüfbar sein. Klare Protokollierungen und Kontrollmechanismen helfen, Fehler früh zu erkennen und zu beheben.

Prozessoptimierung in der Warenwirtschaft als Schlüssel zu mehr Wettbewerbsfähigkeit

Unternehmen, die ihre Abläufe durch Automatisierung und gezielte Optimierung verbessern, profitieren von kürzeren Durchlaufzeiten, reduzierten Fehlerquoten und einer höheren Transparenz entlang der gesamten Lieferkette.

Moderne Warenwirtschaftssysteme versetzen sie in die Lage dazu. Je nach System lassen sich nicht nur Warenwirtschaftsprozesse automatisieren, sondern auch kontinuierlich verbessern durch digitale Workflows und KI-gestützte Technologien. Vorausschauende Analysen helfen, Engpässe zu vermeiden, während intelligente Algorithmen Fehler erkennen und korrigieren, bevor sie hohe Kosten verursachen.